Der Wolf (Canis lupus) im Raum Senftenberg

Der Wolf (Canis lupus) im Raum Senftenberg

 

Herkunft der Wölfe

Bis in das 18. Jahrhundert hinein war der Wolf in Brandenburg und Sachsen regel­mä­ßig an­zu­treffen. Intensive Verfolgung führte aber bald dazu, dass die Region fast 200 Jahre wolfs­frei blieb. Der Mensch hatte dieses Raubtier in einem beispiellosen Vernichtungsfeldzug in ganz Deutschland ausgerottet. Erst ein Gesinnungs­wandel, zuerst in unserem Nach­­bar­land Polen, machte seine Wiederkehr möglich. Hier hatte sich der Wolf im Osten des Landes halten können und nahm nach seiner bewussten Schonung durch Jäger und För­ster in den letzten Jahr­zehnten wieder zu. Bereits vor 1990 stießen regel­mäßig einzelne Wölfe bis auf das Territorium der DDR vor. Doch sie wurden aus­nahms­los abgeschossen. Erst die Gesetz­ge­­bung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union mach­te seine Wieder­kehr möglich. Seit 1990 steht der Wolf auch in der Lausitz unter strengem Na­tur­schutz. Er darf weder verfolgt noch getötet werden.

Diese Chance nutzten die Wölfe. Im Jah­r 1998 kam es in der Muskauer Heide (Oberlausitz,  Sachsen) zur ersten An­siedlung. Zwei Jahre später gab es seit sehr langer Zeit auf deut­schem Boden wieder Wolfswelpen.

Diesem Wurf folgten weitere und es blieb nicht bei diesem ersten Rudel (Familienverband). Mit dem Erstarken der Bestandes im Nordosten Sachsens, häuften sich – vor allem seit 2007 spürbar – die Wolfshinweise im Süden Bran­den­burgs (Nie­derlausitz).

 

Reste einer Wolfsmahlzeit (gerissenes Reh), gefunden unweit der Siedlung Waldfrieden (Chransdorfer Wald).- Foto: R. Möckel
Reste einer Wolfsmahlzeit (gerissenes Reh), gefunden unweit der Siedlung Waldfrieden (Chransdorfer Wald).- Foto: R. Möckel

Erste Nachweise
Einzelne Sichtungen und Rissfunde aus dem Raum Senftenberg liegen seit dem Jahr 2007 vor. Zur gleichen Zeit gab es erste Hinweise aus dem Raum Großräschen, vor allem aus dem Chransdorfer Wald.

Den ersten Nachweis lieferte im zuletzt genannten Gebiet der im Jahr 2009 in Nordost­sach­sen mit einem satellitenge­stützten Sender ausge­stat­tete Wolf „Karl“. Der 2008 geborene männ­liche Jung­wolf des Noch­te­ner Rudels wurde am 06.03.2009 be­sen­­der­t. Bereits zwei Tage später verließ er sein elter­liches Rudel. Der Weg führte ihn zu­nächst in einem Wald zwi­schen Bluno und Hai­de­­mühl. In der nächsten Nacht wan­derte „Karl“ weiter und tan­gier­te dabei Woschkow und Alt­dö­bern. So kam „Karl“ auch durch den Nordteil des Chransdorfer Wal­des. Am Mor­gen des 10. März 2009 hatte er bei Set­tin­chen die Autobahn A13 erreicht.

 

Jungwolf „Karl“ erhält einen satellitengestützten GPS-Sender.- Foto: K. Nitsch
Jungwolf „Karl“ erhält einen satellitengestützten GPS-Sender.- Foto: K. Nitsch

Ein Über­queren die­ser durchgängig abgezäunten Verkehrsachse war zunächst nicht mög­lich. Dem Zaun folgte er etwa 14 km nordwärts bis zum Autobahndreieck Lübbenau. Hier überquerte er die A13 auf einer Feldweg­brü­­cke. Sein weiterer Weg führte ihn bis in den Raum Treuenbriezen. Damit hatte „Karl“ am 18. März 2009 den nord­west­lichsten Punkt seines „Aus­flu­ges“ er­reicht (etwa 150 km Luft­linie zum Geburts­ort). Nun lief der Jungwolf wieder heimwärts. Am späten Abend des 23.03.2009 überquerte er (wieder auf einer Feld­weg­brücke) die Auto­bahn A13 bei Klein Meh­ßow. Auf seinem weite­ren Weg zog er erneut durch den Chransdorfer Wald nördlich Großräschen und von hier ziel­strebig nach Osten. Am Mittag des 24. März 2009 kam er wieder bei seinem Rudel in der Mus­kauer Heide an.

Zwei Jahre später, am 16.01.2011, kam es dann zu einem weiteren Nachweis. Ein mit einem Senderhalsband markierter Wolfs­­rüde verunfallte auf der B169 zwischen Senftenberg und Sed­­litz. Es handelte sich um „Rolf“, des vormaligen Leittieres vom Milkeler Rudel in Sach­sen, rund 30 km vom Unfallort ent­fernt. Der erst 4jährige Rü­de war, offen­bar geschwächt durch Befall mit Räude, von einem stärkeren männ­lichen Wolf aus sei­nem bis­herigen Revier verdrängt worden. Hier hatte man ihn am 11.01.2011, also nur fünf Tage vor dem Unfall, noch durch ein Bild mit einer Foto­­falle nach­ge­wiesen.

Seitdem wurden immer wieder einmal Wölfe auch im Großraum Senftenberg überfahren. So am 16.04.2012 auf der S234 zwischen Klein Part­witz und dem „Brandenburger Tor“ (männ­licher Jungwolf,) sowie erst jüngst, am 12.02.2014, auf der Kreis­straße 6602 zwischen Niemtsch und Peickwitz (weib­licher Jungwolf).

Die gleichzeitige Zunahme von Hinweisen zeigt, dass der Wolf seit spätestens 2012 ein be­stän­diges Glied auch der Fauna des Senftenberger Raumes geworden ist.

 

Aktuelle Situation
Das dicht von Menschen besiedelte, von Verkehrsachsen zerschnittene Territorium des frü­he­­ren Landkreises Senftenberg beherbergt kein „eigenes“ Wolfsrudel und wird es wohl auch nie bekommen. Mehrere Ansiedlungen im Randbereich sorgen jedoch dafür, dass man außer­­halb der Siedlungsräume praktisch überall und zu jeder Zeit auf einen Wolf stoßen kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber örtlich sehr unterschiedlich.

Drei Wölfe, davon ein Rüde markierend, im Chransdorfer Wald.- Foto: C. & D. Klaus
Drei Wölfe, davon ein Rüde markierend, im Chransdorfer Wald.- Foto: C. & D. Klaus

Zuerst besiedelten Wölfe den Chransdorfer Wald (rund 3.000 ha). Hier leben seit 2012 durch­weg Wölfe (regelmäßig zwei, zeitweise bis zu fünf). Zum Territorium dieses kleinen Ru­dels, das bislang noch nie Welpen hatte, zählt auch die sich südlich anschließende, bis an den Stadtrand von Senftenberg reichende Bergbaufolgeland­schaft Meuro. Doch die­se Wölfe haben es mittlerweile auch gelernt, sicher die A13 zu überqueren, um westlich der Autobahn in Richtung des Kippenareals der frü­he­ren Tage­baue Klettwitz und Klein­lei­psch (Grünhaus) zu ziehen. Seit dem Sommer 2013 häufen sich die Meldungen in dieser zwi­schen Lichterfeld und Lauchhammer gelegenen Bergbaufolgelandschaft. Einzel­ne Hin­weise gab es sogar vom Stadtrand Lauchhammer. Im Frühjahr 2014 dürfte dieses Rudel erstmals Welpen aufziehen.

Ein Wolf im Naturparadies Grünhaus.- Foto: C. Eiser & S. Röhr¬scheid
Ein Wolf im Naturparadies Grünhaus.- Foto: C. Eiser & S. Röhr¬scheid

In den letzten drei  Jahren verübte dieses vom Chransdorfer Wald im Osten über das Worm­lager Lug bis auf die Kip­pen zwischen Lichterfeld und Lauchhammer jagende Rudel keine Über­griffe auf Haus­tiere. Ihre Nahrung findet es in den wildreichen Wäldern ihres Terri­to­riums.

Da drei sächsische Wolfsvorkommen unmittelbar bis an die südliche Grenze Brandenburgs rei­chen, gibt es hier grenzübergreifend jagende Rudel. So lebt südöstlich von Senften­berg das „Seenland-Rudel“. Bislang waren Aktivitäten dieser Wölfe auf Branden­bur­­ger Seite eher sel­ten. Die gesammelten Daten des letzten Jahres deu­ten je­doch an, dass das Gebiet von Sedlitz bis Großkoschen der­zeit etwas häufiger vom Wolf fre­quen­tiert wird.

Der am 12.02.2014 zwischen Niemtsch und Peickwitz dem Autoverkehr zum Opfer gefal­le­ne Jungwolf ist möglicherweise auch hier einzu­ord­nen. Er könnte aber auch bereits dem „Ro­senthal-Rudel“ angehört haben, dass sich in Sachsen in südwest­­licher Rich­­tung dem „Seen­land-Rudel“ anschließt. Von diesem Vorkommen aus, dürfte es immer wieder Vorstöße von Wölfen in die Ruhländer Hei­de ge­ben.

Diese können aber auch von der Königsbrücker Heide ausgehen. So kam es zur Sich­tung eines Wolfes am 18.09.2013 unweit vom Feuerwachturm im Frauen­dor­­­fer Forst. Dies ist be­mer­kenswert, weil der Beobach­tungs­ort west­lich der durchgängig ­­gezäunte A13 liegt. Die meisten Hinweise erreichten uns bisher aber aus dem Raum Kroppen (Sich­tung, Fund eines ge­rissenen Rehes). Am 15./16.10.2013 wurden vier ungeschützt auf einer Insel in der Puls­nitz ge­hal­tene Ziegen möglicherweise von einem Wolf getötet. Da die Risse erst Tage später gefunden wurden, war eine klare Täterzuordnung jedoch nicht mehr mög­lich.


Was ist zu tun?

Der Wolf hat sich in den letzten Jahren ohne großes Aufsehen in unserer Heimat wieder ein­ge­funden. Die meisten Menschen, auch Jäger und Bauern, merken kaum etwas davon. Der Wolf frisst vor allem das bei uns reichlich vorhandene Schalenwild. Übergriffe auf Haustiere – ge­fährdet sind vor allem Schafe und Ziegen sowie Damwild im Gatter – sind die Aus­nah­me. Um diese zu ver­mei­den, müssen diese wolfssicher gehalten werden. Wurden die Min­dest­­stand­ards einge­hal­ten (rundum geschlossener, stromführender Elektrozaun, dichter, min­destens 1,80 m hoher Maschendrahtzaun), werden auftretende Schäden vom Land Bran­den­burg sogar ersetzt. Gefahren für den Menschen gehen von diesen Tieren mit Sicherheit nicht aus.

Bei sicheren oder auch nur vermeintlichen Übergriffen von Wölfen auf Haustiere, ist um­ge­hend (innerhalb von 14 Stunden) die folgende Hotline zu wählen: 0172/5641700.

Darüber hinaus wird die weitere Entwicklung des Wolfsbestandes in Brandenburg unter Fe­derführung der Naturschutzstation Zippelsförde, einer Einrichtung des Landesamtes für Um­welt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburgs (LUGV) genau überwacht. Speziell im Süden Branden­burgs ist dafür folgende Einrichtung zuständig:

Wolfsstelle im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburgs

Byhleguhrer Straße 17

03096 Burg/Spreewald

Tel.: 035603/69123 oder 0174/1790316.

E-Mail: steffen.butzeck@lugv.brandenburg.de                  

Diese Behörde wird durch ehrenamtlich arbeitende Wolfsbetreuer unterstützt. Sie sam­meln je­den Hinweis zum Wolf. Dies dient vor allem dazu, die Entwicklung des Bestandes zu über­wa­chen. Auch der Regionalverband Senftenberg des Naturschutzbundes Deutschland be­teiligt sich daran. Hier sind dafür verantwortlich:

Corinna und Detlev Klaus
Flur 8
01987 Schwarzheide

Telefon:
0172 - 3572491 oder  
0152 - 08641830
Email:    cdklaus@googlemail.com

 

Bitte melden Sie Sichtungen, Spuren- und Losungsfunde, Wildtier­ris­se, verletzte oder tote Wöl­­fe. Besonders wichtig sind Hinweise auf möglichst frische Rissfunde. In einem solchen Falle können zur Feststellung der Täterschaft dann auch Foto­fal­len ein­­gesetzt werden.